Olweus-Programm gegen Mobbing und antisoziales Verhalten

Was ist Mobbing?

 

Nach Olweus (1994) gibt es drei Schlüsselkriterien für Mobbing. Dass…

 … jemand von einer oder mehreren Personen feindselig und aggressiv behandelt wird,

 … dieses Verhalten wiederholt und über einen längeren Zeitraum geschieht,

 … ein Ungleichgewicht der Kräfte vorliegt, wodurch Betroffene sich nicht bzw. nicht erfolgreich wehren können (z. B. weil die Täter in der Überzahl oder viel älter und beliebter sind).

 

Man unterscheidet dabei verschiedene Arten von Mobbing:

 

  • Offenes, direktes Mobbing (körperlich, verbal oder Sachbeschädigung)
  • Verstecktes, indirektes Mobbing (sozial)
  • Cybermobbing, d. h. Mobbing das online stattfindet

Mobbing ist ein weit verbreitetes Phänomen, das international in allen sozialen Schichten und allen Schulformen und -größen auftritt. Laut WHO-Studie waren im Jahr 2022 10% der Jugendlichen in Deutschland von Schulmobbing betroffen sowie 4% von online Mobbing.

 Was sind die Folgen von Mobbing?

 

Vor allem für Betroffene kann Mobbing schwerwiegende Folgen haben:

 

·         Abnahme des Selbstwerts

·         Rückgang der Lebensqualität

·         Einsamkeit und sozialer Rückzug

·         Schulvermeidendes Verhalten und schulische Leistungsprobleme

·         Psychische Krankheiten (z. B. Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Probleme wie Schlafstörungen oder Kopf-/Bauchschmerzen, Selbstverletzung, Suizidalität)

 

Selbst noch Jahrzehnte später können Langzeitfolgen von Mobbing bestehen.

 

Aber: Die Folgen von Mobbing können durch Schutzfaktoren wie persönliche Resilienz und die Unterstützung von Freund:innen oder Familie gemildert werden.

 Auch Lehrkräfte fühlen sich durch das Thema oftmals überlastet, da ihnen Strategien im Umgang mit der Problematik fehlen. Akute Mobbingfälle stellen eine hohe zeitliche Belastung dar, der oftmals ineffektive Umgang mit der Thematik führt zu Frustration und Belastung der Lehrergesundheit.

 

Was kann eine Schule gegen Mobbing tun?

 

Mobbing ist ein systemisches Problem, der Umgang damit die kollektive Verantwortung aller an der Schule. Im Kontext Schule können zentrale Ursachen und Aufrechterhaltungs-Mechanismen von Mobbing positiv beeinflusst werden. Dies kann nur im Rahmen eines ganzheitlichen und dauerhaften Programms gelingen, das sowohl mit den Lehrkräften als auch mit der Schülerschaft arbeitet und neben präventiven Inhalten auch Konzepte für den Umgang mit akuten Mobbingfällen bietet.

 

Was ist das Olweus-Programm?

 

Das Olweus-Programm gegen Mobbing und antisoziales Verhalten ist ein evidenzbasiertes und ganzheitliches Programm, das auch

von unabhängigen Experten empfohlen wird (Blueprints for Healthy Youth Development University of Colorado, 2016; EU-Kommission Brüssel,

2008; Gaffney et al., 2019; Landtag Baden-Württemberg, 2010). Es ist vor allem im skandinavischen Raum und in den USA verbreitet. Eine

Evaluation des Programms an 23 Schulen in Baden-Württemberg, die von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg

im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung in den Jahren 2015 bis 2018 durchgeführt wurde, ergab eine Reduktion sowohl der Täter- als auch der

Betroffenenrate um 25% (Ossa et al., 2020). Dies ist ein beachtlicher Erfolg, der deutlich über dem Effekt anderer Programme aus vergleichenden

Studien liegt. Das Olweus-Programm ist zudem in der Grünen Liste Prävention enthalten, einer Datenbank empfohlener Präventionsprogramme.

 

Wird das Olweus-Programm aktuell noch angeboten?

 

Trotz der beschriebenen Vorteile konnte das Olweus-Programm im Rahmen der Heidelberger Pilotstudie nicht für eine Verbreitung in die Fläche empfohlen werden. Das Programm erfordert einen enormen organisatorischen Aufwand, hohe zeitliche Ressourcen sowie eine hohe Eigenmotivation der beteiligten Lehrkräfte. Die teilnehmenden Schulen meldeten zudem zurück, dass das Programm zu wenig bzw. veraltete Materialien beinhaltet und auch die Abhängigkeit von den internationalen Olweus-Organisationen gestaltete sich schwierig.

 

Was ist das neue Programm Mobbing&Du?

 

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie Heidelberg hat daher gemeinsam mit der Baden-Württemberg Stiftung ein eigenes Anti-Mobbing Programm für Schulen entwickelt. Das Programm Mobbing&Du – schau hin und nicht zu bietet eine hohe Machbarkeit, moderne Materialien und zwei verschiedene Versionen (für Grundschulen bzw. weiterführende Schulen). Es wird aktuell im Rahmen einer Pilotstudie an 40 Schulen in Baden-Württemberg evaluiert. Der Nachweis der Effektivität ist Voraussetzung für die Ausweitung des Programms in die Fläche. Momentan wird eine Warteliste für interessierte Schulen aus Baden-Württemberg geführt.

 

Informationen zum Programm finden sich unter www.mobbing-und-du.de

Wenn Sie allgemeine Fragen zum Programm haben oder auf die Warteliste aufgenommen werden wollen, wenden Sie sich bitte an:

Forschungsgruppe Mobbingprävention
Kinder- und Jugendpsychiatrie Heidelberg
06221 56-32210
info@mobbing-und-du.de

Sicheres Heidelberg e.V.

Geschäftsstelle

Römerstraße 168

69126 Heidelberg

 

Tel.: 0172 7 61 81 61

Fax: 0621 174 1209

E-Mail: info@sicherheid.de