„Die diesjährige Fachtagung unter dem Leitthema „Jugend ohne Wert(e) ?“ war inhaltlich längst konzipiert, als uns wieder einmal vor Augen geführt wurde, wie vor dem Hintergrund einiger Schreckenstaten Jugendlicher mit einem ernsten Thema in unserer medialen Welt umgegangen wird. Ängste werden mit Halbwissen und Pauschalierungen geschürt oder verstärkt, obwohl eine sachliche und tabufreie Diskussion über das Thema Jugendgewalt unumgänglich und längst überfällig ist. Wechselseitige Schuldzuweisungen und Ablenken von eigenen politischen Versäumnissen helfen ebenso wenig weiter wie beliebige Wechselduschen zwischen Verschärfungen des Jugendstrafrechts und falsch verstandener überzogener Zurückhaltung. Es bedarf einer gründlichen und grundsätzlichen Aufbereitung:
Was ist uns unsere Jugend wert? Gebührt ihr nicht unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Zuwendung, denn sie verkörpert unsere Zukunft? Jugend will und muss anders sein als ihre Eltern! Wenn wir das nicht akzeptieren, berauben wir sie ihrer eigenen Identität. Diese wird benötigt für Eigenständigkeit und Weiterentwicklung, Zukunft und Fortschritt. Wir verstehen die jungen Menschen oft nicht in ihrem Verhalten, jedoch schaffen wir selbst ihre Lebensbedingungen zum Erwachsenwerden und übersehen dabei die von der Elterngeneration verursachten Schattenseiten. Zu oft lassen wir unsere jungen Menschen allein, reduzieren Mittel für Bildung und Prävention.
Es ist unstrittig: Einige oder je nach Sichtweise auch (zu) viele Jugendliche bewegen sich außerhalb unseres Wertesystems, dennoch bleiben sie eine Minderheit, die allerdings ernsthafte Grenzsetzungen braucht.
Da sie der besonderen Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft bedürfen und uns permanent herausfordern, vergessen wir oft all diejenigen, die nicht durch laute Töne auf sich aufmerksam machen, sondern sich durch stilles Engagement in unserer Gesellschaft auszeichnen. Der Trend zu traditionellen Werten ist anhaltend positiv und stabil. Wir sollten alles daran setzen, dies zu verstärken, und uns vor pauschalen Verunglimpfungen einer ganzen Generation hüten, was letztendlich nur Ausdruck unserer Hilflosigkeit ist.“
Vorwort von Ltd. Kriminaldirektor Bernd Fuchs, Leiter der Polizeidirektion Heidelberg